Die Kompost-Toilette
Ein Artikel von Ralf Brosowski, basierend auf eigenen Recherchen und Erfahrungen.
Für Kleingärtner gelten Rahmenbedingungen und Vorschriften, Bundeskleingartengesetz und andere Gesetzen und Verordnungen legen diese fest. Zu den Bedingungen gehört u. a., dass per Gesetz ein Kleingarten abwasserfrei bewirtschaftet werden muss. Abwasser ist jenes Wasser mit z. B. Seifenresten (auch Grauwasser genannt). Fäkalien werden zum Abwasser, wenn Wasser beigemischt wird, wie bei einer Wassertoilette (WC). Fäkalien dürfen jedoch nicht mit Wasser vermischt ins Grundwasser geleitet werden, dazu ist eine entsprechende Vorrichtung (Sammelgrube) zu errichten, die dann auf dem Stand der Technik sein muss und auf keinen Fall undicht sein darf.
In vielen, wenn nicht den meisten Kleingärten wurden WCs eingebaut. Allerdings werden die Zügel für Kleingärtner seitens der Gesetzgeber straffer gezogen, um dem Umwelt- und Naturschutz gerecht zu werden. Das stellt auch in Zukunft die Kleingärtner vor neue Herausforderungen.
Warum man sich für eine wasserlose Toilette entscheiden sollte...
Allein in Deutschland schüttet jede Person täglich ca. 40 l kostbares Trinkwasser den Bach, eher die Kanalisation, bei der Toilettenspülung herunter (Quelle: BMUV). Mit 6 - 9 Liter bei neueren und sogar 9 - 14 Liter bei älteren Spülkästen wird jeder Toilettengang zu einem "finanziellen Erlebnis". Das jeder für sich mit ein wenig guten Willen die Menge auch reduzieren könnte, liegt auf der Hand, da die Hinterlassenschaften auch mit weniger Trinkwasser beseitigt werden können.
- Trocken-Toilette
- chemische Toilette
„SCHEISSE WIRD ERDE, DIE MAN AUFS DACH LEGT, WIRD ZU WIESE, WALD UND GÄRTEN. SCHEISSE WIRD ZU GOLD. Kunstdünger ist kein Ersatz. Wasserklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50.000 Gramm Unrat-Gift. Humusklosett: Aus 1.000 Gramm Scheiße wird 50 Gramm Rohstoff-Gold!“
Aufstellung, Betrieb und Separation
Der Idealfall ist eine Trocken-Trenn-Toilette - und diese wird in der Folge meines Beitrages beschrieben, da es m. E. eine einfache und hygienische Variante ist. Sie kommt völlig ohne Wasserspülung aus, ist umweltfreundlich und geruchsarm. Aufgestellt kann sie, wie auch eine Wassertoilette, in einem abgetrennten Bereich werden. Ideal ist dann noch eine Belüftung (dazu komme ich aber bei der Bauanleitung).
Der Betrieb und Benutzung ist, ähnlich einer Wassertoilette, ganz simpel: Deckel hoch, Hose runter, hinsetzen (auch die Männer!) - und ab die Post...
Eine Trocken-Trenn-Toilette (TTT) mit einer Separation von Urin und Kot nimmt in einer Schale im vorderen Bereich sicher den Urin (von Mann und Frau) auf. Über einen eingebauten Schlauch wird der Urin dann in einen separaten Behälter geleitet. Der feste Anteil (Kot) fällt in den unter dem Sitz stehenden Behälter. Nach dem Prozess geht alles wie beim WC-Modell weiter. Nur mit dem Unterschied, dass nicht abgezogen sondern abgedeckt wird. Ich nutze Pferdeeinstreu - es ist kompostierbar, schnell zu erhalten (z. B. in Raiffeisenmärkten) und dazu noch kostengünstig.
Ideal ist, wenn man das Toilettenpapier separat in einem Abfalleimer sammelt und über den Hausmüll entsorgt. Dieses ist aber kein muss - aber die Toilette kann länger genutzt werden, zudem bringt T-Papier dem Komposthaufen keinen Zugewinn. Verboten sind allerdings auch hier (wie beim WC) Feuchttücher, da diese nicht kompostierbar sind.
Die Entsorgung
Der Inhalt des Eimers mit dem Kot wird auf dem Kompost (besser in einem Schnellkomposter) entsorgt. Dort kann er über Monate oder Jahre mit dem normalen Kompostinhalt kompostieren. Nur sollte dieser Humus nicht auf dem Gemüsebeet landen - er eignet sich aber hervorragend für die Bäume, Büsche und Blumenbeete. Wer nicht kompostieren möchte: Alternativ kann der Inhalt auch über eine Biotonne entsorgt werden.
Auch der Urin findet seine Anwendung. Der Inhalt des Flüssigkeitsbehälters mit Regenwasser verdünnt und anschließend als Dünger im eigenen Kleingarten verwendet werden. So wird aus Gelbwasser "Goldwasser".
Download-Tipps:
- Die Kompost-Fibel des Umweltbundesamtes
- Biologische Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems, Merkblatt Nr. 68
Link-Tipps:
Aus unserem Garten
Als wir (meine Frau und ich) unseren "Schrebegarten" bekamen, war für uns sofort klar: wir gestalten unseren Naturgarten. Er sollte viele Kleinstrukturen erhalten, um ihn so naturnahe wie möglich werden zu lassen. Doch muss der Garten unseren Anforderungen an eine biologische Erzeugung des Erntegutes entsprechen. Und dazu gehört eben auch eine gute, umfassende Kreislaufwirtschaft im Einklang mit der Natur. Es sollen nur Mittel eingesetzt werden, die eine positive Wirkung auf die Bodenstruktur und Früchtequalität haben. So entstand eben der Gedanke, "aus Scheiße Gold zu machen".
Das Projekt Kompost-Toilette war geboren, die Recherchen im Internet umfangreich, die tatsächliche Arbeit dann aber verhältnismäßig gering. Im Zuge des Umbaus der Laube wurde ein Anbau errichtet, der neben dem Geräteschuppen auch eine separate Toilette erhielt. Man musste zwar nun um die Laube herumlaufen - aber wir sind ja eh die meiste Zeit draußen auf dem Feld oder sitzen auf der Terrasse. Und dadurch ergab sich plötzlich in der Laube mehr Stauraum.
Die Kompost-Toilette in unserem Garten ist eine komplette Eigenkonstruktion und speziell auf die räumlichen Möglichkeiten zugeschnitten. Daher bringt hier die Angabe von Maßen nicht wirklich etwas.
Zunächst war es lediglich eine Trockentoilette, ohne Trennung von Urin und Kot. Das war jedoch keine optimale Lösung (die Gerüche waren trotz Abdeckung mit Pferdeeinstreu unangenehm), sodass wir uns im Folgejahr einen Trenneinsatz beschafften. Wir entschieden uns für den Separett® Privy (es gibt aber noch viele andere namhafte Hersteller), bauten diesen nachträglich ein und erweiterten den Auffangbehälter (für die feste Masse) um den Kanister für den Urin.
Zum Verständnis unserer TTT folgt demnächst eine Skizze....
Nach nun mehr als 3 Jahren Nutzung der TTT können wir für uns sagen, dass diese Entscheidung die richtige war. Das gesparte Wasser kommt nun unseren Pflanzen zu Gute - und der Urin, unser Goldwasser, ebenso.
R.B.